---

Wer noch Weihnachtsgeschenke sucht und über ein wenig Ironie verfügt, der sollte sich heute unsere Sendung Kulturschock anhören. Ich werde darin über zwei Bücher des Neuen Atheismus berichten: Richard Dawkins’ »Der Gotteswahn« und Christopher Hitchens’ »Der Herr ist kein Hirte. Wie Religion die Welt vergiftet« haben schon vor ihrem Erscheinen in Deutschland für einigen Wirbel gesorgt. In Kulturschock erfahrt ihr, ob die Aufregung lohnt und die Bücher taugen.

Kulturschock
heute abend, ab 18:30 Uhr
über Antenne: 99,1 MHz oder Kabel: 95,35 MHz
(Der Stream funktioniert zur Zeit leider nicht, näheres dazu hier.)

---

In Zeiten, in denen sogar unser liebstes Stadtmagazin, die Moviebeta, kokett und schön illustrierend die Werbung gleich neben die redaktionellen Inhalte (die in der Weihnachtszeit traditionell »Was noch auf Ihrem Wunschtzettel fehlt …« heissen, s. die aktuelle Moviebeta) platziert, kommen auch wir nicht umhin, hier mal schön einen auf Hohoho zu machen. Denn wem jetzt noch Weihnachtsgeschenke fehlen, dem können wir helfen.

Das Londoner Label Soul Jazz Records hat eine etwas seltsame Geschichte hinter sich. Als reines Re-Issue-Label (also ein Label, das Platten oder Songs wiederveröffentlicht) gestartet, wurde es recht bald vor allem für seine fantastisch editierten Compilations bekannt, die Songs oft zum ersten Mal auf CD präsentierten. Soul Jazz ist für die basslastige Musik so ein wenig das, was die Criterion Collection für Cineasten und DVD-Sammler ist: Referenz-Klasse.

[weiter]

---

Ricardo Villalobos ist einer der umtriebigsten und am meisten auch außerhalb der Technoszene wahrgenommenen Produzenten elektronischer Musik. Pitchfork, das größte und bekannteste redaktionelle Rezensionsportal im Internet, das sich immer wieder den Vorwürfen stellen muss, zu schlecht zu bewerten, gibt mal eben eine an die Höchstwertung heranreichende Punktzahl. Wire, das wichtigste britische Musikmagazin hebt ihn auf sein Cover und hierzulande ist der in Berlin lebende Chilene ohnehin omnipräsent in der Presse und den Clubs. Zugleich entwickelt sich Villalobos Ansatz immer mehr weg von seinen ersten Platten, die noch sehr einfach als schneller und harter aber dennoch minimaler Techno zu erkennen waren. Sein vor kurzem erschienener Remix von Shackletons Dubstep-Track »Blood On My Hands« wurde schon bevor ihn irgendjemand auch nur gehört hatte zur Single des Jahres hochgeschrieben. Das konnte »Blood On My Hands« dann zwar nicht halten aber wenn wir in fünf Jahren nicht mehr zwischen Techno und Dubstep unterscheiden können, wissen wir, wem wir es zu verdanken haben.

[weiter]

---

Hört man sich zur Zeit nach dem einen Sound um, der die Kids im UK und angrenzenden Musiksubkulturen in den Wahnsinn treibt, ist schnell die Rede von Dubstep. Bei genauerem Hinschauen entpuppt sich dieser noch junge Stil schnell als Mixtur altbekannter Zutaten: Ein wenig Jungle, ein wenig Dub, hier noch etwas Drum & Bass, dort noch ein Funken Grime und 2Step, das ganze versehen mit den übelsten Bässen seit Erfindung des mannshohen Soundsystems und, voilá: Bumm, neuer Hype.

[weiter] [Podcast]

---

Christian Rickens »Die neuen Spießer« ist eine furiose Abrechnung mit dem wiederentflammten Spießbürgertum rund um Personen wie Frank Schirrmacher, Eva Hermann, Udo Di Fabio oder auch Peter Hahne. Rickens argumentiert bisweilen polemisch, immer aber gut recherchiert und entlarvt so den Stammtisch im gut situierten (Neo-)Konservatismus mit Verve und Witz. Nebenbei zeigt Rickens auch das Problem der Multiplikatoren und damit den Grund auf, warum Büchern wie Schirrmachers »Minimum« medial so wenig entgegengesetzt wird: Einfache Weisheiten sind leicht zu schlucken und bei weitem nicht so anstrengend wie eigene Recherche.

[weiter] [Podcast]

---

Vor zwei Jahren erschien auf dem Label Leaf (auf dem u.a. auch Manitoba, Psapp und Hanne Hukkelberg veröffentlichen) eines der besten Alben des Jahres 2005. Colleens »The Golden Morning Breaks« war der Versuch Postelectronica mit akustischen Mitteln zu erzeugen, ein einziges atemloses Innehalten im Angesicht neuentdeckter akustischer Möglichkeiten.

[weiter]

---

Was der Berliner Produzent Michael Vater a.k.a. Phonique an Gästen auf seinem neuen Album »Good Idea« so versammelt hat, ist schon ein ziemlicher Brocken. Namedropping: Shadee von den Aphrodelics, everyones Darling Erlend Øye of Whitest Boy Alive-Fame, Data MC von Walking Large, Pokerflat- und Dessous-Labelchef Steve Bug, Gui Boratto, und nicht zuletzt Kitty-Yo-Artist Richard Davis, den viele seit seinen Gastvocals auf Trentemøllers gefeiertem Album »The Last Resort« auf dem Schirm haben, sind dabei nur die prominentesten Namen.

[weiter] [Podcast]

---

Wenn ich noch ein einziges Mal jemanden sagen höre »Hmm, klingt wie Björk«, werde ich zum Tier. Seitdem Björk auch dem letzten Stoffel aus, sagen wir, Eschweiler, ein Begriff ist, sind Fragen nach Gesangscharakteristiken, die etwas exaltiert neben der Spur liegen, leicht zu beantworten: »Björk!« Leise, elfengleich? »Björk!« Laut, unberechenbar? »Björk!« Björk passt dann einfach immer.

Nun hat Leslie Feist, um deren Album »The Reminder« es hier gehen soll, abgesehen von einer weit zurückligenden Vergangenheit in Punkbands nichts gemein mit Björk. Die neuen Songs von Feist sid aber durchaus ein Schritt hin zur uniquen Trademark-Stimme, wie sie Björk oder Madonna – trotz aller Wandlungsfähigkeit – seit Jahren pflegen.

[weiter]

---

Im amerikanischen Horrorfilm wohnt die Gefahr im Süden. Immer wieder wurden – und seit dem neuesten Horrorfilm-Hype rund um Filme wie »The Hills Have Eyes«, »Hostel« oder »Wolk Creek« auch: werden – die Bewohner der Backlands, des wüsten wie wüstigen Hinterlandes als gefährlich-wahnwitzige Unzivilisierte gezeichnet, die, in ihrer Einsamkeit durch invasierende Städter gestört, zu dem mutieren, was sie im Innersten sind: Tiere. Wir als domestizierte Städter finden dann Gefallen daran, wie unsereins möglichst blutig die Innereien herausgepopelt werden. Slurp. Dieses spezielle Subgenre des Horrors dämonisiert also zum einen das Ursprüngliche im Nicht-Zivilisierten, zum anderen aber gleichzeitig auch den städtischen Juppie in all seiner Arroganz. Erst aus diesem Widerspruch entspringt das, was uns so wohlig schaudern lässt.

[weiter] [Podcast]

---

Anders Trentemøller. Ein Name, der bislang nur Clubgängern geläufig war – in dieser Szene aber ist er ein seit gut zwei Jahren geradezu kultisch verehrter Produzent, dessen Releases auf so namhaften Labels wie Audiomatique, Out Of Orbit oder Poker Flat ein erstaunlich konstantes hohes Niveau aufweisen. Und was machen Techno-Künstler, denen der Hedonismus der Tanzflächen zuviel wird? Richtig, sie produzieren ein Album. Der junge Däne reiht sich damit in eine Phalanx großer Namen ein; anders aber als bei vielen seiner Vorgänger weist »The Last Resort« eine Kohärenz und Kompaktheit auf, die es jedem leicht macht sich einzuhören.

[weiter]